Das Leitwolf- und Rudelführerthema - ein Denkanstoss.

Der Wolf ist der Vorfahre unserer heutigen Hunde!

Er lebt im Rudel, in einer Rudelhierarchie, mindestens einer ist der Rudelführer - der Leitwolf. Diesen braucht das Rudel um zu überleben. Durch die Hierarchien entstehen Strukturen, der eine ist unter dem anderen, der andere darüber usw. diese Hierarchien kommen zum Vorschein wenn es um Futter oder andere Ressourcen, die Jagd etc. geht. Ein höheres Tier weist ein niedrigeres zurecht. Auch schon mal durch schnappen oder körperliches Unterdrücken. 

Viele Menschen sind der Meinung, dass der Hund als Nachfahre des Wolfes genauso tickt und von uns Menschen auch wölfisch/hündisch behandelt werden muss...

...er brauche ein Rudel und die Hierarchien. Da wir nun einmal Menschen sind und keine Hunde bekommt er ein menschliches Rudel. Und der Hund müsse jederzeit wissen wer über ihm stehe!

Und da im Wolfrudel gewisse Handlungen unter den Tieren stattfinden sei der Mensch als Rudelführer auch berechtigt dies zu tun. Ein Nackenstoß, Nasengriff, körperliches Unterwerfen, Nacken schütteln, (sanfter?) Tritt in die Flanken sei daher legitim und der Hund würde das verstehen. Außerdem sei es notwendig immer vor dem Hund zu essen, er dürfe nicht ins Bett da er dann nicht niedriger liegt und sich nicht unterordnen würde...die List ließe sich weeeeeiter fortführen. Es sind einige der verbreiteten Beispiele.

 

Ich habe einmal ein Buch von Cesar Millan, einem der umstrittensten "Hundeflüsterer" überhaupt gelesen. Er arbeitet nach dem Rudelführerprinzip. Als ich das Buch las kannte ich ihn noch kaum. Ich habe seine Serien nicht gesehen und mich mit den restlichen seiner Praktiken nicht aus einander gesetzt. Trotzdem faszinierte mich diese Methode. In gewisser Weise macht sie Sinn! Es begeistert wahrscheinlich viele Menschen mit ihren Hunden hündisch oder wölfisch zu kommunizieren, so dass der Hund sie verstehe. Ich habe gewisse Dinge wie Folgeübungen ausprobiert und sie zeigten tatsächlich in kürzester Zeit Wirkung.

Als Beispiel: Ich bin sehr aufrecht gegangen, mit entsprechender Körperspannung und Überzeugung, aber trotzdem nicht angespannt. Von selbst ordnetet sich mein Hund ein und watschelte hinter mir her. Sein Kopf etwas gesenkt, der Schwanz entspannt am mitpendeln, der Hund wirkte entspannt. Er zeigte kaum mehr Interesse für seine Umgebung und ging einfach mit. Nun gut, ein spannendes Experiment!
Ich kam im Buch zu einem Punkt wo es "körperlich" wurde. Es ging um die oben genannten Maßregelungen. C.M. beschrieb den "Nackenstoß". Wenn der Hund etwas tat was wir nicht wollen, könne man in mit der speziell (wie ein Hundemaul) geformten Hand, mit einem Stoß in den Nacken/Schulterbereich korrigieren. Dies würden Hunde untereinander auch tun. Es war beschrieben als eine natürliche Methode welcher der Hund verstehen würde.

Doch etwas irritierte mich. Mir gefiel der Gedanke nicht aktiv auf meinen Hund körperlich, "negativ" ein zu wirken. Ein Stoß? Ein kräftigerer Stoß? Wo ist die Grenze zur Gewalt? Ich dachte darüber nach, es war ja doch als natürlich beschrieben?!  und wo ist die Grenze zur Symptombehandlung?...

 

Und während ich mir meine Gedanken machte stellte ich langsam die "Natürlichkeit" in Frage.

Können wir Menschen (Betonung auf MENSCHEN) mit Hunden oder Wölfen auf natürliche Art und Weise kommunizieren ? Ist es richtig auf hündisch und wölfisch zu kommunizieren wenn ich selbst einer anderen Spezies angehöre?

 

Und selbst wenn die Art der Kommunikation natürlich ist, sind die Situationen die ich maßregele natürlich?

Als Mensch korrigiere ich Situationen die unter Hunden völlig normal wären oder im Gegenteil gar nicht vorkommen würden!

Für mich wurde es immer unnatürlicher.

 

Die Spitze meiner Überlegungen war folgende: Wie komme ich als Mensch auf die Idee einen Hund auf hündisch/wölfisch zu maßregeln/behandeln wenn das Tier sich selbst mir gegenüber nicht wie ein Hund/Wolf - nach eigener Spezies! -  verhalten darf? So wird die Kommunikation wieder einseitig. Mir erschließt es sich nicht mehr einen Hund auf seiner Sprache zu behandeln wenn er selbst, welcher die Sprache am besten spricht, sie mir gegenüber (teilweise) nicht anwenden darf?!
Ich habe noch kaum einen Hund gesehen, der seinen menschlichen "Rudelführer" anknurren, abschnappen darf oder einfach nur spielerisch knabbern und "beißen" darf.

 

 

Ich bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass hündisch/wölfisch sprechen mit den Hunden nicht natürlich und angebracht ist. Es ist für mich ein Widerspruch, und wenn man genau hinsieht, zeigen auf diese Art erzogene Hunde deutliche Unsicherheits-, Beschwichtigungs- und Unterwürfigkeitssignale. In meinen Augen erlange ich so bei meinem Hund kein Wohlbefinden und vor allem ist mir wichtig, dass mein Hund ein gleichwertiger Partner ist, dem ich vertraue, der mir vertraut, den ich nicht unterbuttern möchte, sondern mit welchem ich in einer vertrauensvollen Kommunikation stehen will! Ein Hund, der sich mir unterwirft ist nicht mein Ziel. Schließlich wäre ein unfairer Chef, der sich immer für etwas besseres hält, mir täglich klar macht, dass ich nichts zu sagen habe und mich unterordnen soll auch nicht mein Freund!

 

 

Dies soll ein Beitrag sein, welcher wie viele andere auch keine absolute Wahrheit wiedergibt, sondern meine Meinung und Erfahrung widerspiegelt. Mir geht es darum neue Sichtweisen zu erlangen, Dinge zu hinterfragen und Menschen zum nachdenken an zu regen. Oft sieht etwas dann ganz anders aus!

 

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